Arma Christi Kreuz
Geschichte ab 1935, Wiedererrichtung 1980, Scheyerer Kreuz der falsche Name, SymbolerklärungIn unmittelbarer Nähe zur Mariä Verkündigungs Kapelle steht am Fuße einer imposanten Dorflinde in Schwand ein Arma Christi Kreuz. Das über 5 Meter hohe Kreuz ist neben der Christusfigur und einer Madonna mit 20 Symbolen (Waffen, Werkzeuge) der Leidensgeschichte bestückt. Es heißt daher Arma (Waffen) Christi Kreuz oder Passionskreuz. Fälschlicherweise wird das Kreuz oft als Scheyerer Kreuz bezeichnet. Das Kreuz wurde 1936 errichtet und geweiht. Wegen Verwitterung und eines standortbedingten Kiesabbaus wurde das Kreuz anfangs der 60ziger Jahre entfernt. Eine Wiedererrichtung am heutigen Standort fand 1980 statt. Sowohl die Pflege als auch die Instandhaltung obliegt der Dorfgemeinschaft Schwand. Über die Wintermonate werden die Figuren und der Leidenswerkzeug zum Schutz vor Verwitterung abgebaut.
Allgemeine Geschichte
Lateinisch arma bedeutet Waffen und steht für die Leidenswerkzeuge bei der Kreuzigung. Ein Arma Christi Kreuz wird daher auch Waffen Christi Kreuz oder Passionskreuz genannt. Beim Arma Christi Kreuz handelt es sich um ein Kreuz, bei dem zusätzliche Gegenstände abgebildet sind, die sich entsprechend der Evangelien auf die Leidensgeschichte Christi beziehen. Um genügend Platz für die Gegenstände zu schaffen, ist der Längsbalken teilweise sehr hoch gestaltet und das Kreuz hat oftmals einen zweiten Querbalken. Arma Christi Kreuze sind mit und ohne Korpus bekannt. Auch die Anzahl und Art der Waffen bzw. Werkzeuge ist unterschiedlich. In der christlichen Ikonografie ist ein Arma Christi Kreuz eine spezielle Form eines Andachtsbildes. Älteste Arma Christi Kreuzdarstellungen sind mittelalterliche Fresken. Seit etwa 1575 (Anfang Barockzeit) sind plastische Darstellungen bekannt. Arma Christi Kreuze finden sich an Außenwänden von Kirchen und als Flurdenkmäler. Sie gelten heute als Kostbarkeiten der Volkskunst. Verbreitungsraum sind hauptsächlich kath. Gebiete in Süddeutschland, Österreich, Südtirol, der Innerschweiz und Frankreich.
Geschichte Arma Christi Kreuz Schwand
Die Geschichte des Arma Christi Kreuzes in Schwand ist auf 2 Gegebenheiten zurückzuführen. Zum Einen auf das Arma Christi Kreuz in Baiern und zum Anderen auf die Familie Haueisen aus Schwand.
Das Arma Christi Kreuz in dem Ort Baiern bei Regensburg wurde 1873 errichtet und ist auch noch erhalten. Seit dem Jahre 1993 befindet sich ein exakter Nachbau im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen. Dieses Baierner Kreuz war Vorbild für das Arma Christi Kreuz in Schwand.
Der in Schwand am 06.06.1878 geborene Maximilian Haueisen wurde 1903 zum Priester geweiht und war von 1928 bis zu seinem Tod im Jahre 1937 Pfarrer von Hainsacker. Sein Wirken in der Pfarrei war groß und hinterließ nachhaltige Spuren. Ihm zu Ehren wurde der Platz vor dem Pfarrheim nach seinem Namen benannt. Pfarrer Haueisen Platz.
Die ebenfalls in Schwand geborenen Gebrüder Haueisen, Josef, Max, Baptist und Ignaz, besuchten ihren Onkel des öfteren in seiner Pfarrei in Hainsacker. Bei diesen Besuchen entdeckten die Gebrüder das Arma Christi Kreuz am Ortsrand von Baiern. Der Ort Baiern liegt in unmittelbarer Nähe neben Hainsacker. Beeindruckt von dem Kreuz wurde die Idee geboren ein derartiges Kreuz auch in Schwand aufzustellen. Es blieb nicht nur bei einem Lippenbekenntnis, sondern die Idee wurde handwerklich in die Tat umgesetzt. Es sollte jedoch keine exakte Kopie vom Baierner Kreuz gefertigt werden. So sollte entgegen dem Vorbild ein kompletter Korpus, statt der angedeuteten Wundmale (Füße, Hand) am Kreuz angebracht werden.
Es ist davon auszugehen, dass bereits 1935 die ersten Arbeiten für die Errichtung eines Arma Christi Kreuzes begonnen haben. Mit dem Schnitzen einer Christusfigur wurde Baptist Beßenreuther aus Hammerles beauftragt. Für den Lohn von 36 Reichsmark, einen Zentner Korn und einem Ster Holz, schnitzte Beßenreuther einen Korpus in einer Größe von 120 cm aus Eichenholz. Die Waffen und Werkzeuge sowie das Kreuz selbst wurden unter Anleitung von Pfarrer Maximilian Haueisen ebenfalls aus Holz gefertigt. Neben den Gebrüdern Haueisen haben mehrere Schwander an der Herstellung und Errichtung mitgewirkt. Namentlich wurden festgehalten Karl Hösl, Josef Kreuzer, Bongratz und Johann Dagner, Josef Schrembs und Lorenz Melzner.
Pfarrer
Karl Scherm
Von der Straße aus gesehen oberhalb dem landwirtschaftlichen Anwesen Haueisen wurden bereits um das Jahr 1850 drei einfache Holzkreuze zur Abwehr einer Milbenseuche errichtet. Da selbige bereits verwittert und verfallen waren, wurde an dieser Stelle das Arma Christi Kreuz aufgestellt.
Am Karfreitag, den 10.04.1936 wurde das Arma Christi Kreuz durch Pfarrer Karl Scherm geweiht.
Karl Scherm wurde am 25.03.1877 geboren und verstarb am 27.05.1962. Er wurde 1902 zum Priester geweiht und war vom 04.02.1920 bis 31.08.1956 Pfarrer in Parkstein.
Was ist aus den Gebrüdern Haueisen geworden? Max Haueisen ist am 16.06.1940 im 2. Weltkrieg gefallen. Baptist Haueisen ereilte das gleiche Schicksal und wurde am 06.04.1942 als gefallen gemeldet. Josef Haueisen bewirtschaftete das Anwesen in Schwand und verstarb im Jahre 2009. Der am 04.02.1917 geborene Ignaz Haueisen wurde 1947 zum Priester geweiht und verstarb 1997. Unter anderem war er Pfarrer von Premenreuth.
Bereits 1942 musste die Christusfigur auf Grund von Witterungsschäden restauriert werden.
1964 war das Flurdenkmal von Wind und Wetter gezeichnet und dem Verfall nahe. Zudem war am Standort des Kreuzes ein Kiesabbau für die Straße von Parkstein nach Schwand vorgesehen. So sah man sich gezwungen das Kreuz abzubauen. Lediglich das Kruzifix war in einem aufbewahrungswürdigen Zustand. Die Familie Haueisen, die bis dahin auch die Pflege des Kreuzes übernommen hatten, sicherten den Korpus.